Es ist für mich
als Oberbürgermeisterin, für den Magistrat und die ganze Stadt Frankfurt am
Main eine besondere Freude, Sie als die Vertreterinnen und Vertreter der Städte
zu begrüßen, die vor 10 Jahren hier im Frankfurter Römer das Gesunde
Städte-Netzwerk der Bundesrepublik Deutschland gründeten. Ebenso freue ich
mich, all diejenigen von Ihnen willkommen zu heißen, die seitdem durch die
Beschlüsse ihrer gewählten Organe dem Netzwerk neu beigetreten sind.
Heute gehören diesem
Netzwerk 48 Städte und Kreise mit insgesamt 12 Millionen Einwohnern an.
Fürwahr eine
stolze Zahl, eine stolze Bilanz. Das ist ein großartiger Erfolg kommunaler
Eigeninitiative und zeugt von der Innovationskraft des Gesunde
Städte-Gedankens. Ich möchte dies vor allem aber auch Ihr Verdienst nennen,
meine sehr verehrten Damen und Herren, die Sie sich als Kommunalpolitikerinnen
und Kommunalpolitiker, Expertinnen und Experten im Gesundheitswesen und als
Bürgerinnen und Bürger in Selbsthilfegruppen, Vereinen und
Gesundheitsinitiativen engagiert haben, um dieses Netzwerk wachsen und gedeihen
zu lassen.
Frankfurt am Main
hat an dieser Entwicklung Anteil wie jede andere Stadt im Netzwerk auch. Aber
erlauben Sie mir als Oberbürgermeisterin dieser Stadt, darauf hinzuweisen, daß
Frankfurt als Gründungsort zumindest ein zusätzliches Plus, um nicht zu sagen
ein gutes Omen für die Zukunft einer guten und wichtigen Sache darstellt.
Viele Entwicklungen und Initiativen, die in Frankfurt am Main ihren Anfang nahmen, waren politisch und kulturell für die Zukunft von förderlicher oder gar überragender Bedeutung. Von dieser geschichtlichen Tradition Frankfurts können auch heute neue Bestrebungen, und dazu zähle ich das Gesunde Städte-Netzwerk als wichtige kommunale und soziale Initiative , profitieren. Und ich stehe nicht an zu sagen, daß die Stadt ihrerseits davon profitiert.
Die Rolle als
Europastadt - in Frankfurt leben 40.000 Bürger aus den anderen Staaten der
Europäischen Union - die Ansiedlung der Europäischen Zentralbank, die
Positionierung der Stadt Frankfurt und des Umlandes unter den europäischen
Regionen und Wirtschaftsräumen - das sind Herausforderungen. Wir haben uns
ihnen in der Kommunalpolitik gerne und frühzeitig gestellt.
Die
Leistungsfähigkeit und Attraktivität unserer Stadt können wir gut über
finanzielle und wirtschaftliche Daten verdeutlichen. Wie wir zuletzt bei der
Ansiedlung der Europäischen Zentralbank festgestellt haben, ist auch das
kulturelle und kommunikative Angebot von entscheidender Bedeutung. In dieser
Beziehung ist Frankfurt schon länger eine ganz gesunde Stadt. Denn der
Austausch von Gütern und Dienstleistungen ist in Frankfurt am Main immer auch
mit dem Austausch von Ideen und Meinungen einhergegangen. Heute ist Frankfurt
am Main nicht nur Finanz- und Messestadt, sondern auch eine Stadt der Medien
und der Werbung.
In einem solchen
Umfeld ist die Sensibilität dafür wach, daß den Menschen ermöglicht werden muß,
ein gesundes Leben zu führen.
Dafür sind Beteiligungschancen im Sinne von Bürgerbeteiligung und freiwilliges und ehrenamtliches Engagement unverzichtbar - in Vereinen, Bürgerinitiativen und Selbsthilfegruppen.
Ich halte das für ein besonders überzeugendes Element des Gesunde-Städte-Gedankens!
Die Förderung von
individueller und sozialer Verantwortung für die eigene Gesundheit und die
Gesundheit der Mitbürger ist deshalb zu Recht ein Hauptziel des Gesunde
Städte-Projekts in Frankfurt. Sie werden morgen beim Selbsthilfemarkt hier auf
dem Römerberg zumindest einen Ausschnitt dieses Engagements präsentiert
bekommen und ich bin sicher, Sie werden dabei einige Anregungen erfahren.
Sozialer und
wirtschaftlicher Wandel macht es erforderlich, in der kommunalen
Gesundheitspolitik den Zugang zu einem entsprechenden medizinischem und psychosozialen
Angebot für alle Teile der Bevölkerung zu gewährleisten. Darum ist zum Beispiel
die gesundheitliche Versorgung und Integration der ausländischen Mitbürgerinnen
und Mitbürger ein weiterer Arbeitsschwerpunkt, bei dem das Gesundheitsamt eine
koordinierende Funktion wahrnimmt und an dem sich niedergelassene Ärztinnen und
Ärzte, Pflegekräfte, Standesorganisationen, Vereine und Wohlfahrtsverbände aus
Frankfurt mit großem Engagement beteiligen.
Die
Voraussetzungen für Gesundheit sind mannigfaltig: angemessene Wohnbedingungen,
Bildung, soziale Absicherung, soziale Bindungen, Nahrung, Einkommen, ein
nachhaltiger Gebrauch der Ressourcen - all das sind Einflußfaktoren von
Gesundheit, die wir in der Kommunalpolitik in der Tat mitgestalten, auch wenn
die Landes-, Bundes- und die europäische Politik den Rahmen setzen.
Demographische
Trends wie Verstädterung, ein Anstieg der Zahl alter Menschen und damit der
Prävalenz chronischer Krankheiten, vermehrt sitzende Tätigkeiten,
Antibiotikaresistenzen und Gewöhnung an herkömmlich verfügbare Medikamente,
verstärkter Drogenmißbrauch sowie Gewalt im öffentlichen und privaten Raum,
bedrohen die Gesundheit und das Wohlbefinden der Bürgerinnen und Bürger.
Neue und erneut
ausbrechende Infektionskrankheiten sowie das Erkennen von psychischen
Gesundheitsproblemen erfordern neue Antworten. So haben gerade die Städte und
Gemeinden in den letzten Jahren in der Drogenarbeit und Suchtprophylaxe sowie
bei der Bekämpfung der Ausbreitung von AIDS und HIV-Infektionen ideenreich und
effektiv reagiert. Sie haben aber nicht nur reagiert, sondern darüberhinaus
Gesundheit zum Thema für die Masse der Bürgerinnen und Bürger gemacht und ein
positives Verständnis von Gesundheit und nicht zuletzt auch der
gesundheitlichen Selbsthilfe gefördert.
Wir haben in
Frankfurt am Main die Mitgliedschaft im Gesunde Städte-Netzwerk von Beginn an
als zukunftsgerichtete Aufgabe verstanden. Nicht nur die Abwehr von Krankheit,
sondern Gesundheit im umfassenden Sinn als Aufgabe der Kommunalpolitik - das
ist der Kerngedanke unserer Mitgliedschaft im Gesunde Städte-Netzwerk.
Wir verdanken der
Gesunde Städte-Idee der WHO und dem deutschen Gesunde Städte-Netzwerk sehr
viele konkrete Anregungen für die Gesundheits- und Sozialpolitik und die
Stadtentwicklung
Dafür möchte ich
mich beim Gesunde Städte-Netzwerk und Ihnen allen nicht nur aus Anlaß dieses
Jubiläums ganz herzlich bedanken.
Ich glaube,
Frankfurt ist für Jubiläen und Zukunftsimpulse gleichermaßen ein guter Ort. Wir
alle können ein bißchen stolz sein auf gute Zusammenarbeit im Netzwerk in
diesem Zeitraum von 10 Jahren. Wichtiger aber ist, daß wir daraus Kraft und
umsetzbare Ideen für die Praxis in den Städten und Kreisen für die Zukunft
schöpfen.
In diesem Sinne
wünsche ich uns allen im Gesunde Städte-Netzwerk weitere mit gesunden Ideen und
Taten ausgefüllte 10 Jahre.
10 Jahre Gesunde Städte-Netzwerk"
der Bundesrepublik Deutschland